
Abraumhalden sind ein charakteristisches Landschaftselement ehemaliger Kohlebergbaugebiete. In Flandern und im französischen Norden werden sie Terrils genannt. Lange Zeit galten sie als Randzonen, wurden häufig abgetragen und als Erholungsflächen umgenutzt oder in Grün-Blau-Netzwerke integriert. In Einzelfällen bleiben sie als Zeugnisse des industriellen Erbes erhalten.
Ein Teil des ehemaligen Steinkohlebergwerks in Winterslag bei der belgischen Stadt Genk wurde in ein Kultur- und Besucherzentrum umgewandelt. Die Zukunft des angrenzenden Terrils ist hingegen ungewiss. Das rund 110 Hektar große Gelände befindet sich in Privatbesitz und wird als ruhendes Kapital betrachtet, das auf ein passendes Angebot wartet. In der Zwischenzeit bleibt der Terril inoffiziell zugänglich und bietet einer vielfältigen Nutzerschaft Erholungswert.
In meiner Dissertation ziele ich darauf ab den Ort zu aktivieren, nicht durch die Zuweisung eines neuen Programms, sondern durch eine Verschiebung des Wahrnehmungsfeldes. Dadurch sollen neue Geschichten für Ort und Gemeinschaft entstehen. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Orte sozial als bedeutungsvoll und affektiv aufgeladen konstruiert werden können. In einem vielschichtigen, mehrphasigen, partizipativen und performativen Imaginationsprozess entsteht eine Erzählung der Einzigartigkeit, die von einer Vielzahl von Stimmen getragen wird. Fünf Bilder mit großer symbolischer Tragweite untermauern den Prozess: die Halde als Insel, Berg, Grab, Haufen und Ruine. Diese Verdichtung der symbolischen Resonanz des Ortes birgt ein echtes transformatives Potenzial – für die Identität des Ortes ebenso wie für jene Individuen und Gruppen, die mit ihm in Beziehung stehen.
Die Forschung liefert eine Vorlage für die Wiedergewinnung des besonderen sozialen Wertes von marginalen Orten und Landschaften, in denen funktional oder wirtschaftlich motivierte Entwicklungen lange Zeit aufgeschoben wurden
(beispielsweise aufgrund komplexer Sanierungsprozesse, rechtlicher Komplikationen oder einfach aufgrund ihres Status als spekulative Rücklage).
Trained at KU Leuven in agronomy, philosophy and urban planning, Philippe Vandenbroeck has 30 years of experience in supporting strategic decision-making and innovation processes through foresight and systems thinking. He is co-founder of ‘shiftN’, a network of professionals that aims to help leading organisations in business, civil society and public administrations to understand complex challenges, help interpret risks, and find new opportunities for societal and business value creation. Philippe is a doctoral candidate at the Chair for Architecture and Urban Transformation, ETH Zürich. He is a member of the Executive Committee of the International Federation for Systems Research, and is a member of several charity and NGO boards as Trustee or expert advisor (International Futures Forum, MonViso Institute, European Public Health Alliance).