
Die Landschaftsarchitektur sieht sich im Kontext des Klimawandels mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Mehrheitlich statisch gestaltete Landschaften treffen auf neue, intensivere Dynamiken. Diese Verschiebung erfordert, die Sicht auf Wasserläufe und deren Schwankungen neu zu denken. Um auch in Zukunft robuste Landschaften zu gestalten, beschäftigt sich das Institut für Landschaft und Urbane Studien deshalb mit neuen Entwurfsmethoden.
Zeitgenössische Herausforderung
Die aktuelle Klimaforschung zeigt immer deutlicher, dass sich die Dynamiken der Schweizer Wasserlandschaften in Zukunft intensivieren werden. Langfristig eingependelte Rhythmen des Wasserhaushaltes verschieben sich und die Amplituden hydrologischer Prozesse werden grösser. Diese Veränderungen treffen auf eine gebaute Landschaft, die wesentlich von einer modernistischen Haltung der Abgrenzung und Kontrolle geprägt ist. Exemplarisch ersichtlich ist dieser Umgang anhand der Flusskorrekturen und Meliorationen der letzten rund 200 Jahre. Diese sowie zahlreiche andere landschaftliche Eingriffe und räumliche Typologien verfolgten das Ziel, Wasserläufe zu regulieren, ihre Dynamiken einzuschränken und eindeutige, starre Grenzen zwischen Wasser und Land zu ziehen. Die Konsequenzen dieses Ansatzes zeigen sich nicht nur in einer signifikanten Beeinträchtigung von ökologischen Systemen, sondern auch in einer erhöhten Vulnerabilität gegenüber Extremereignissen. Sobald hydrologische Prozesse die starren Strukturen übersteigen, steigt das Schadenspotential erheblich – bis hin zu einem vollständigen Kontrollverlust. Angesichts der prognostizierten Veränderung dynamischer Wasserprozesse ist es daher unabdingbar, landschaftliche Infrastrukturen und Typologien zu überdenken und bestehende Landschaftsbauten zu adaptieren.
Landschaftstypologien und Entwurfsmethoden
Die gebaute Landschaft kritisch zu hinterfragen, ohne dabei ihre Errungenschaften aufzugeben oder in vormoderne Zustände zurückzufallen, stellt eine zentrale Herausforderung des gegenwärtigen landschaftsarchitektonischen Entwerfens dar. Es gilt, neue landschaftliche Typologien zu entwickeln, die Dynamiken zulassen, ohne dabei die Notwendigkeit von Grenzen zu negieren – Landschaften, die multikodiert sind, sich überlagern und in Bewegung bleiben. Für die Profession ergibt sich daraus die grundlegende Frage, mit welchen gestalterischen Mitteln solche zeiträumliche Konfigurationen entworfen werden können – Landschaftsräume und Typologien, die gleichzeitig den gesellschaftlichen Bedürfnissen nach Schutz und Ordnung entsprechen, Anforderungen an Biodiversität und Ökologie gerecht werden und dabei die zunehmenden Dynamiken integrieren können. Im Rahmen der Lehre und Forschung «Digital Design Methods II» wird Untersucht, mit welchen Methoden adaptierte räumliche Typologien entwickelt werden können, die in der Lage sind, besser auf solche dynamische Landschaftsprozesse zu reagieren. Dabei kommen 3D-Modelle und simulationsbasierte Methoden ebenso zum Einsatz wie die zugänglichen, iterativen physischen Verfahren, die nicht nur die Präzision und scheinbare Eindeutigkeit der digitalen Geometrien in Frage stellen, sondern auch gestalterische Freiräume durch ambivalente, ortsspezifische und subjektive Herangehensweisen eröffnen. Die Verschränkung dieser unterschiedlichen methodischen Zugänge könnte einen Weg aufzeigen, wie zukünftige landschaftliche Gestaltungsstrategien sowohl an Komplexität als auch an Resilienz gewinnen und so das Spektrum möglicher Antworten für räumliche Fragestellungen erweitern.


Die abgebildeten Arbeiten entstanden im Zusammenhang mit dem Kurs Digital Design Methods II, der von Dennis Häusler (Professur Voser, Landschaftsarchitektur) und Matthias Vollmer (Large Scale Virtualisation and Modelling Lab – LVML) unterrichtet wird. Sie sind Teil der Forschung am Institut und integriert in die Lehre des Masterprogramms Landschaftsarchitektur der ETH Zürich.