Foto: Lorenz Bürgi, Sicht von Ard El Liwa

Das Forschungsprojekt Housing Cairo untersucht die politischen und ökonomischen Mechanismen am Werk – formelle und informelle Prozesse, sowie deren Kombinationen – in der Produktion des Territoriums. Während der letzten Jahrzehnte entwickelte sich Kairos Peripherie als beinahe ungreifbare Zone mit Konzentrationspunkten und Bewegungsachsen, die das Zentrum meiden. Hier trifft man auf einen Prozess territorialer Hybridisierung, die das gesamte Niltal zu vereinnahmen droht – eine Form räumlicher Akkumulation, die die territoriale Entwicklung bestimmt und als Konglomerat informeller Siedlungen, neuer Stadtgründungen, traditioneller Dörfer, industrieller Anlagen, landwirtschaftlicher Flächen, und Infrastrukturen in Erscheinung tritt.

In Zusammenarbeit mit Ägyptischen Partnern widmet sich ein erstes Forschungsprojekt den «informellen» Distrikten Kairos oder sogenannten ashwa’iyat, was soviel bedeutet wie unordentlich, ungeordnet, oder zufallsbedingt. Diese beherbergen mehr als 10 Millionen Bewohnern, nämlich mehr als zweidrittel der Gesamtbevölkerung der Stadt. Das Bauen in diesen Nachbarschaften ist anderer Art als in anderen von Armut geprägten Weltregionen, insofern ein hoher Grad an Organisation sowohl die soziale als auch bauliche Entwicklung prägt, von der Homogenität des Materials und Klarheit der Konstruktion bis zur den normierten Prozessen des Alltags. Man könnte von einer fortgeschrittenen Form von Informalität sprechen, die sich in den letzten Jahren sogar die Eigenheiten des Immobilienmarkts angeeignet hat. Das zweite Forschungsprojekt setzt den Fokus auf die neuen Städte in der Wüste, die Desert Cities ausserhalb Kairos, welche die Behörden als formelle Antwort der Stadtpolitik auf den Missstand des informellen Sektors erachten. Diese seit Jahrzehnten verfolgte Lösung von gleichsam auf unbeflecktem Boden erstellten Städten, ist dem Traum verpflichtet, ein sauberes, organisiertes und modernes Ägypten verwirklichen zu wollen. Die neueste Errungenschaft dieser Art – the New Capital – stellt einen weiteren Versuch dar, eine Stadt für jene die es sich leisten können am Rande des Randes der Stadt realisieren zu wollen.

Angelil: Housing Cairo
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MAS Urban Design, ETH Zurich, Charlotte Malterre-Barthes and Somethings Fantastic
MAS Urban Design, ETH Zurich, Charlotte Malterre-Barthes and Something Fantastic
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Kontakt

Charlotte Malterre-Barthes

Buchpublikation

Housing Cairo: The Informal Response, Marc Angélil und Charlotte Malterre-Barthes, hrg., in Zusammenarbeit mit Something Fantastic und CLUSTER Cairo (Berlin: Ruby Press, 2016).

Desert City: The Formal Response, Marc Angélil und Charlotte Malterre-Barthes, hrg., in Zusammenarbeit mit Something Fantastic und CLUSTER Cairo (Berlin: Ruby Press, 2017).

Auszeichnungen

National Urban Design Book Award 2017, London
DAM Architectural Book Award 2016, Frankfurt am Main

Dissertation

Charlotte Malterre-Barthes, «Food Territories: The Political Economy of Food Systems and its Effects on the Built Environment – Case Study Egypt,» vorausichtliche Genehmigung des Departments Architektur der ETH Zürich 2018.