Das Richti-Quartier in Wallisellen liegt zwischen dem Bahnhof Wallisellen und dem Einkaufszentrum Glatt. Es ist um eine leichte abgeknickte Hauptstrasse organisiert, die Richtiarkade, die eine direkte und angenehme Verbindung zwischen diesen beiden Polen bildet. Dort, wo die Strasse abknickt, öffnet sich der Richtiplatz. Fünf weitere, schmalere Strassenstücke vervollständigen die Erschliessung des Quartiers, komplettieren sein geometrisches und räumliches Beziehungssystem, lassen ihn permeabel erscheinen und verankern es mit seiner Umgebung. Dabei bleibt es ein eigenständiges Ensemble, das in sich kohärent ist und einen ruhigen urbanen Charakter aufweist. Die Strassen und Plätze, aber auch die Bauten und die Höfe strahlen Einfachheit, Solidität und sogar einen gewissen Luxus aus: Dazu trägt die handwerkliche Qualität bei, die anspruchsvolle moderne Technik mit bewährten Details verbindet. Die Architektur ist eine Architektur der Dauer, die gut altern kann und dem Quartier Identität verleiht.

Der Richtiplatz ist das Herz des Quartiers, sowohl räumlich als auch sozial. Eingespannt zwischen den beiden leicht angewinkelten Teilen der Richtiarkade, mit der Winterthurerstrasse durch zwei kurze Strassenstücke verbunden, bündelt es die Bewegungsabläufe im Quartier und stellt den Begegnungsort par excellence dar. Seine gepflasterten Randbereiche sind nur für Erschliessung und Anlieferung befahrbar, innen lädt eine chaussierte, durch Bäume beschattete und mit einem Springbrunnen verzierte Fläche zum Verweilen ein. In der warmen Jahreszeit stellt dort ein Café eine Aussenbestuhlung auf. Die Fläche ist gross genug, dass man darauf gelegentlich auch Verkaufsstände aufstellen und Feste feiern kann.
Die Richtiarkade ist die einzige Strasse, die nicht nur für Anlieger befahrbar ist, und damit das funktionale Rückgrat des Quartiers. Sie ist aber auch sein soziales Rückgrat: Im Schutz der Arkaden befinden sich Läden, Cafés und Restaurants. Der Verkehr wird so geführt, dass er die Fussgänger nicht bedroht: Die Richtiarkade ist in erster Linie eine Flanierstrasse. Zu ihrer Aufenthaltsqualität tragen, neben den Arkaden selbst, stattliche Bäume bei.

Die Wohnstrassen ermöglichen es jedem Hausbewohner, unmittelbar vor seine Haustür zu fahren. In erster Linie aber sind sie Spazier- und Spielstrassen. Vor dem Verkehr geschützt, durch Vorgärten verschönert, bilden sie mit ihren ruhigen Räumen ideale Schnittstellen und Ergänzungen zu den Wohnungen.
Die grossen, unregelmässig geschnittenen Baufelder sind (mit Ausnahme des Hochhauses und eines Büroblockes) als fünfgeschossige Wohn- oder Büroblöcke mit weitläufigen begrünten Innenhöfen ausgebildet. In den Bürobauten ist das Erdgeschoss für gemeinschaftliche Nutzungen vorgesehen (Cafeteria, Sitzungsräume), in den Wohnbauten (mit Ausnahme der Arkadenräume) für Studios und loftartige Wohnungen. Die Dächer sind als Dachterrassen genutzt. Jedes Gebäude hat einen eigenen Charakter und ist fast ausnahmslos durch einen anderen Architekten gestaltet. Dadurch entsteht jene genuine Vielfalt, die unsere historischen Städte so attraktiv, lebens- und liebenswert macht. Zugleich führen die Gebäude einen Dialog miteinander und nehmen aufeinander Rücksicht. Ihnen gemeinsam ist das Bekenntnis zu einer Individualität, die sich einer gemeinschaftlichen Idee fügt.

Lampugnani: Richti-Quartier, Wallisellen
Richti Platz1
Lampugnani: Richti-Quartier, Wallisellen
Richti Situation2
Lampugnani: Richti-Quartier, Wallisellen
Richti Wohnhof3

Projektwebseite Richti

Planung

2008

Realisierung

2008 ff.

Auftraggeber

Allreal

Mitarbeiter

Jens Bohm
Fiona Scherkamp
Francesco Porsia

Landschaftsarchitektur

Studio di Architettura mit Giovanna Longhi

Graphik

Patrizia Zanola

Publikation

Richti Wallisellen. Der Blockrand oder die neue Selbstverständlichkeit, Beilage zum Hochpaterre No. 6-7 / 2009

Status

Abgeschlossenes Projekt