© Pawel Kopczynski / Reuters

In den vergangenen Monaten wurde die Bewegungsfreiheit vieler Bürger auf der ganzen Welt eingeschränkt. Als Teil des Versuchs, den COVID-19-Virus einzudämmen, wurde den Menschen geraten, in ihren Privatbereichen zu bleiben und ihre Anwesenheit im öffentlichen Raum auf das absolute Minimum zu beschränken. Allerdings ist die Idee, die Bürger vom öffentlichen Raum fernzuhalten, glücklicherweise nichts, was in heutigen Gesellschaften widerstandslos akzeptiert wird.

Ganz im Gegenteil dazu haben Bürger auf der ganzen Welt nach Alternativen gesucht, um in der Öffentlichkeit zu erscheinen, nach anderen Formen der Begegnung, anderen Taktiken des Teilens, der Fürsorge und der Unterstützung: d.h. nach anderen Arten der Gemeinsamkeit (engl. commoning). Die digitale Welt hat viele neue Wege aufgezeigt, wie man andere Menschen treffen, sich mit ihnen austauschen und zusammenarbeiten kann. Aber auch in unserer analogen Welt, in unseren Quartieren und Städten, wurden alternative Wege des Miteinanderseins entwickelt. Ein bestimmte architektonisches Element hat dabei eine Schlüsselrolle gespielt: der Balkon

Vor einigen Jahren begannen wir im Rahmen des Projekst «Die Elemente der Architektur von Rem Koolhaas eine intensive Auseinandersetzung mit dem architektonischen Element des Balkons. Heute setzen wir diese Forschung am Lehrstuhl für Geschichte und Theorie des Städtebaus der gta, an der ETH Zürich fort. Wir erforschen, inwiefern in Zeiten von COVID-19 der Balkon weiterhin eines des mächtigsten Architekturelemente in der Stadt ist: ein individuelles Podium der Kollektivität, ein privater Salon der öffentlichen Präsenz und ein persönlicher Leuchtturm des Gemeinwesens.

19th March 2020, responsible gossiping in the age of social distancing in Bulgaria. © Photograph by Andreas Ruby
19. März 2020, Verantwortungsbewusster Klatsch in Zeiten der sozialen Distanz in Bulgarien. © Foto: Andreas Ruby
Yokahama in Quarantäne. Ein Passagier auf einem Balkon des Kreuzfahrtschiffes Diamond Princess, auf dem rund 3'600 Personen im Daikoku Pier Cruise Terminal im Hafen von Yokohama aus Furcht vor dem neuen Coronavirus unter Quarantäne gestellt wurden, 14. Februar 2020. © Charly Triballeau / Instagram
Yokahama in Quarantäne. Ein Passagier auf einem Balkon des Kreuzfahrtschiffes Diamond Princess, auf dem rund 3'600 Personen im Daikoku Pier Cruise Terminal im Hafen von Yokohama aus Furcht vor dem neuen Coronavirus unter Quarantäne gestellt wurden, 14. Februar 2020. © Charly Triballeau / Instagram.
Dank für das Pflegepersonal. Isabel Diaz Ayuso (rechts), Präsidentin der Regionalregierung der Autonomen Gemeinschaft Madrid, klatscht auf ihrem Balkon für die Leistungen des Pflegepersonals. © Madrid Regional Government
Dank für das Pflegepersonal. Isabel Diaz Ayuso (rechts), Präsidentin der Regionalregierung der Autonomen Gemeinschaft Madrid, klatscht auf ihrem Balkon für die Leistungen des Pflegepersonals. © Madrid Regional Government.