Bas Princen, 2006

Auf Grund seiner strategischen Lage an der Atlantikküste gehört Casablanca ähnlich wie Hongkong zu den ältesten globalen Städten der Welt. Seit Beginn des letzten Jahrhunderts, zunächst unter französischem Protektorat und dann, ab 1956, als wirtschaftliches Zentrum Marokkos, erfuhr die Stadt ein explosives Wachstum von 25.000 Einwohnern im Jahr 1907 auf die gegenwärtigen (offiziellen) 3,7 Millionen oder sogar (inoffiziell) 5 Millionen. Auch heute noch zieht Casablanca alljährlich etwa 300.000 neue Bewohner aus dem landwirtschaftlichen Hinterland an.

Um den Namen Casablanca ranken sich Mythen, die nicht notwendigerweise eine Entsprechung in der Realität finden. Heute präsentiert sich Casablanca als kosmopolitische Grossstadt mit einer kleinen historischen Medina (Altstadt). Während andere marokkanische Städte wie Fes und Marrakesch als Touristenziele eine rapide Erneuerung erfahren und sich Rabat als Zentrum der Monarchie und Regierung präsentiert, erscheint Casablanca als die wirtschaftliche Hauptstadt Marokkos, in der sich die meisten Industrieunternehmen, Dienstleistungsbetriebe und der grösste Güterhafen Afrikas befinden. Der liberale Einfluss, den der Handel auf die Stadt ausübt, steht in einem offensichtlich sensiblen Gleichgewicht mit den traditionellen Werten: In Casablanca befindet sich auch einer der gewaltigsten muslimischen Sakralbauten der Welt, die 1993 vollendete Hassan-II-Moschee. Die Geschichte der französischen Kolonialarchitektur und die Stadtentwicklung (die Jean-Louis Cohen und Monique Eleb erforscht haben) sind faszinierend und haben die Schulen des internationalen Modernismus der 1950er- und 1960er-Jahre beeinflusst. Das Image von Casablanca wird heute ebenso durch die moderne Architektur wie durch zeitgenössische Entwicklungen und die informellen Bindonvilles (Barackensiedlungen) geprägt, die über die ganze Stadt und entlang der rasch expandierenden Peripherie verstreut sind.

Kontakt

Christian Mueller Inderbitzin

Beteiligte

Mathias Gunz
Rolf Jenni
Christian Mueller Inderbitzin
Milica Topalovic

Status

Abgeschlossenes Projekt