Playgrounds – Marc Latzel

Alles was Menschen gestalten, ist Kultur. Dazu gehört auch das Territorium. Kulturlandschaft entsteht durch die dauerhafte Beeinflussung der Natur durch Menschen. Ihre regional differenzierte Ausprägung ist durch die natürlichen Gegebenheiten bestimmt und nimmt mit der zunehmenden technologischen Entwicklung der sie gestaltenden Gesellschaft zu. Auch die Städte sind Teil der Kulturlandschaft. Zahllose Aushandlungsprozesse zwischen unterschiedlichsten Nutzungsinteressen haben sie zu den dichtesten und ausdifferenziertesten Orten unserer Lebenswelt geformt. Doch sie lassen sich weder verstehen noch planen, ohne das sie umgebende und mit ihnen vielfach verflochtene Territorium mit in die Betrachtung einzubeziehen. Auch ausserhalb der Metropolen überlagern sich zwischen periurbanem und peripherem ländlichen Raum multiple Ansprüche: zwischen Siedlung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Freizeit und Erholung, Mobilität und Energieproduktion muss die Nutzung des Bodens und des Raums immer wieder neu verhandelt werden. Der demografische und sozioökonomische Wandel unserer zunehmend global vernetzten Gesellschaft verstärkt diesen Prozess zusätzlich.

Ein räumlich, sozioökonomisch oder kulturell bipolares Ordnungsmuster Stadt – Land existiert nicht mehr. Der ländliche Raum unterscheidet sich in vielen Aspekten nicht mehr von den Agglomerationsräumen: er ist (in Westeuropa) relativ dicht besiedelt, gut erreich- und versorgbar, hat den gleichen Zugang zu den globalen Kommunikationsnetzen und bietet vergleichbare Konsum- und Lebensverhältnisse. Die Landwirtschaft als bisher strukturierende Wirtschaftstätigkeit verliert zusehends an Bedeutung. So hat der Bund bereits vor Jahren festgehalten, dass die Lebensweise annähernd in der gesamten Schweiz als urban bezeichnet werden kann.

Nimmt man die Urbanisierung des Landes als Chance wahr, so lassen sich anhand dieser veränderten und neu entstandenen Strukturen zentrale Fragen zur Zukunft der Kulturlandschaft stellen: Was sind die Potenziale dieser heterogenen Nutzungen? Welche neuen Bilder und Vorstellungen lassen sich für diese (Raum-)Strukturen entwerfen? Welche urbanen Qualitäten entstehen? Wird das produzierende Agrarland zur Erholungs- und Freizeitlandschaft? Bleibt es weiterhin die idyllische Kulisse für den Traum vom Eigenheim von über 80 Prozent der Europäerinnen und Europäern? Wo beginnt und endet der öffentliche Raum? Wie steht es um die Vitalität von Dörfern und kleinen Städten? Wie lassen sich Nahrungsmittel und Rohstoffe energieneutral und kostendeckend produzieren und transportieren? Welche Formen der Energieproduktion sind in welcher Form «landschaftsverträglich»? Und welche Auswirkungen auf Siedlungsmodelle und Lebensgewohnheiten ergeben sich daraus?

Die Aushandlungsprozesse um die Nutzung des Territoriums beeinflussen unmittelbar die Siedlungsentwicklung und stellen damit auch Architekten und Planer vor neue Herausforderungen. Ausgehend von der Betrachtung und Analyse der Veränderungen in der Kulturlandschaft wurde anhand von Fallstudien, Lehrformaten, Forschungsprojekten und Publikationen untersucht, wie durch die Koordination der verschiedenen Akteure Synergien genutzt, Impulse für eine nachhaltige Siedlungsentwicklung geschaffen und aus lokalen Situationen heraus Räume hoher Lebensqualität entworfen werden können.