Prof. em. Dr. Bernd Scholl | Raumentwicklung

Testplanungsverfahren «Raumentwicklung unteres Reusstal»

Im Rahmen der Entwicklungsziele des Regierungsprogramms 2004-2008 des Kantons Uri wurde 2006 eine breit angelegte Testplanung im unteren Reusstal durchgeführt. Der Prozess wurde von Prof. Dr. Scholl moderiert und fachlich begleitet. Mitarbeiter der Professur Raumentwicklung beteiligten sich als Planungsteam am Verfahren.

Fazit

Das untere Reusstal verfügt grundsätzlich über alle Voraussetzungen, die ein zukunftstauglicher Lebensraum im Alpenraum erfordert. Die hervorragende Verkehrserschliessung allein genügt jedoch nicht um mit vergleichbaren Räumen konkurrieren zu können. Alle weiteren erforderlichen Faktoren existieren, aber sie müssen teilweise neu geordnet bzw. reorganisiert werden.
Motoren und Impulsgeber einer räumlichen Reorganisation im unteren Reusstal sind die bevorstehenden Bahnprojekte. Die Testplanung hat gezeigt, dass der Kanton Uri absolut keinen Vorteil aus einer Variante Berg-lang gewinnt. Vielmehr besteht die Gefahr, dass ein Festhalten an dieser Variante zu einer Blockade für weitere oder vorgezogene Massnahmen im Tal führen kann – für die Zeit bis zum Bau und ebenso danach. Eine gemeinsame Planung von Bahn und Kanton im Talraum bietet die grössten Potenziale für die Entwicklung und Umsetzung bedeutender Bausteine.
Die Ansprüche an das Wohnen ändern sich und die betroffenen Gemeinden sollten anhand hervorragender Beispiele demonstrieren, dass modernes Wohnen im unteren Reusstal sowohl in wieder genutzter Bausubstanz als auch in modernen Gebäuden möglich ist.
Die Qualitäten und Dimensionen von Freiraum und Landschaft haben einen neuen Stellenwert erhalten. Siedlungsentwicklung nach Innen kann dazu beitragen Landschaft zurück zu gewinnen und in grosszügigen, zusammenhängenden Dimensionen als weichen Standortfaktor zu fördern.
Gewerbenutzungen sollten künftig dort konzentriert werden, wo die adäquate Verkehrserschliessung vorhanden ist und keine Beeinträchtigungen von Wohnen und Landschaft bestehen.

Die Bahnprojekte sind das Zeitfenster für die Entwicklung des Kantons. Um dieses Fenster nutzen zu können, sollte der
Kanton Uri versuchen, wieder Spielräume für allfällige Verhandlungen zu gewinnen. Dabei kann es hilfreich sein, die Ziele der
Gesamtentwicklung vor die Bedeutung von Bauwerken zu stellen.